Diese zwei Übungen haben mich in meiner Visionsarbeit wirklich vorangebracht

Zwei Hände halten eine Brille vor einem unscharfen Hintergrund. Text auf dem Bild: „Wie findet man seine Vision? Teil 3“ Bannerformat

(Serie: Vision finden & leben – Teil 3. Hier geht es zu Teil 2.)

Viele Methoden, um die eigene Vision zu finden, haben bei mir nicht funktioniert. (→ siehe Teil 2 der Serie). Aber zwei Übungen haben tatsächlich etwas verändert:

  • „Der ideale Tag“ und
  • die „Paralleluniversum-Übung“.

Sie haben mich erleben lassen, wie ich meine Vision konkret leben könnte – nicht nur darüber nachzudenken. Und genau darum geht es für mich bei der Visionsarbeit: deine Ideen und Ahnungen in fühlbare Bilder und Worte zu übersetzen.


Wenn du deine Vision nur im Kopf bewegst, bleibt sie abstrakt. Erst wenn du sie dir emotional und bildlich vorstellen kannst, wird sie greifbar und motivierend. Wie würde dein Leben eigentlich aussehen, wenn du es an deiner Vision ausrichtest?

Neurowissenschaftlich spannend: Dein Gehirn aktiviert bei lebendig vorgestellten Szenarien ähnliche Areale wie bei echten Erlebnissen. Das sorgt dafür, dass du dich stärker mit deinem zukünftigen Selbst verbindest – und deine Ziele klarer formulierst und auch energischer verfolgst.

Kommen wir zu den Übungen, die bei mir etwas verändert haben, und durch die ich meine Vision klarer sehen konnte:

Bei dieser Übung darfst du deine aktuelle Realität bitte über Bord werfen. Wenn es also keine Limits gäbe, wie würde dein idealer Tag aussehen? Gehe nicht davon aus, dass du erstmal Urlaub brauchst. Es geht um deinen idealen Alltag!

Von dem Moment, in dem du wach wirst, bis zu dem Moment, an dem du dich wieder schlafen legst? Jedes noch so kleine Detail darfst du beschreiben. Nimm dir Zeit alle Ebenen durchzugehen: deine Sinne, deine Gefühle und deine Handlungen:

  • Was siehst du? 
  • Was riechst du? 
  • Was machst du? 
  • Wie agierst du mit anderen?

Lass einen regelrechten Film vor deinem inneren Auge ablaufen. Wenn du deinen idealen Tag wie einen inneren Film erlebst, trickst du dein Gehirn ein Stück weit aus – es speichert das Szenario ähnlich wie eine reale Erfahrung.

Ich skizziere dir hier mal meinen damaligen idealen Tagesanfang als Beispiel:

Lies hier rein in meinen idealen Morgen:

“Ich wache morgens von alleine auf, kühle frische Luft erfüllt den Raum. Meine zwei Kids kabbeln ins Bett und wir kuscheln noch eine Runde gemütlich. Dann schwinge ich wach und voller Energie und Lust auf den neuen Tag meine Beine aus dem Bett. Die Füße landen auf einem weichen, warmen Teppich, weil wir eine Fußbodenheizung haben. Der Mann bleibt im Bett liegen, denn heute darf er ausschlafen.

Ohne Geschrei ziehen wir uns an und machen Quatsch. Wir gehen in die Küche, wo die Sonnenstrahlen an der Wand tanzen und durch die großen Fenster viel Natur zu sehen ist. Bäume vom Wald, Wasser vom Kanal. Ich sehe unser Boot am Anleger schaukeln.

Die vollautomatisierte Teemaschine hat den Tee schon zubereitet und der Duft erfüllt die ganze Küche. Alle machen sich ihr Lieblingsfrühstück. Der Sohnemann steht am Herd und bereitet mit Begeisterung Porridge zu…”

Du siehst, worauf das hinausläuft. So beschreibe ich den gesamten Tag, wie ich ihn mir idealerweise wünsche. Ab und zu muss ich mich selbst daran erinnern, mehr Details zu ergänzen, damit es wirklich lebendig wird und ich es quasi fühlen kann.

👉 Also, wie sieht er aus? Dein perfekter Tag?

Nimm dir genug Zeit, diese Übung macht sich eher nicht nebenbei, es muss ja gar nicht am Stück sein. Wenn du dir keinen großen Zeitblock nehmen kannst, dann teile die Aufgabe auf. 10 min den idealen Morgen beschreiben, 10 min den idealen Vormittag, etc. Hier alle Schritte im Detail:

1. Zeichne ein Bild/Film

Versuche dich möglichst intensiv in deinen Idealtag hineinzudenken und zu fühlen. Stell dir vor, alle akteullen Grenzen (Zeit, Geld, Verpflichtungen) wären aufgehoben. Diese Fragen können dir helfen:

  1. Wo wachst du auf? Wie fühlst du dich?
  2. Was machst du den Tag über?
  3. Mit wem verbringst du Zeit?
  4. Wie fühlst du dich am Ende des Tages und während der einzelnen Aktivitäten?
  5. Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden, wie würdest du den Tag verbringen?

2. Halte es fest

Schreibe oder sprich deine Vision eines idealen Tages auf. So wie es für dich am leichtesten geht. Wenn du magst nutze die KI und lasse dir ein Bild oder Video passend zu deinem Tag zu geben, um dem Bild noch mehr Kraft zu geben. Da ich Manga mag, sieht meins z.B. so aus:

Bild mit ChatGPT generiert.

3. Dein Ergebnis analysieren

Am Ende betrachtest du dein Ergebnis und markierst dir, was sich wiederholt, dich besonders bewegt oder dich jedes Mal zum Lächeln bringt. In diesem Besonderheiten und Mustern entdeckst du erste Hinweise, auf deine größere Vision.

🤖 Optional: Gebe deine Beschreibung in eine KI und frage, was für Schlüsse über deine Vision gezogen werden können? ChatGPT hat meine Version so zusammengefasst: „Meine Vision ist ein freies, leichtes Familienleben in Verbundenheit mit Natur, Komfort und Freude – mit Raum für Nähe, Selbstentfaltung und Genuss.“ 

Wenn es dir in der “Dein idealer Tag”-Übung noch schwer gefallen ist, aus deinen normalen Denkmustern auszubrechen und du deine Wünsch und Vorstellungen noch etwas klein gehalten hast, dann ist die nächste Übung genau richtig für dich.

Wir brechen aus. In andere Universen, in denen alles möglich ist. Wie im Marvel-Universum, kannst du hier dein eigenes persönliches Multiversum betreten.

Ursprünglich war die Übung so gedacht, dass du dir ein (einziges) anderes Leben in einer Art Paralleluniversum ausmalst. Doch das können wir exzessiver. 😜 Es sind so viele Leben erlaubt, wie du sie dir ausdenken magst.

Es ist für uns eher ein Multiversum und nicht nur ein Paralleluniversum.

Bei dieser Übung greifen neurowissenschaftlich die gleichen Mechanismen wie bei der “Dein idealer Tag”-Übung und das Konzept der „temporalen Selbstkontinuität“.

Diese Übung eignet sich auch gut für ein Gespräch in dem man zusammen rumspinnt, was man in anderen Universen für ein Leben führen würde. Ich wäre sehr wahrscheinlich in einer anderen Welt eine sehr erfolgreiche Gamerin geworden.

1. Format wählen

Welche Format wählst du und wie hältst du das Ergebnis fest? Wird es ein Gespräch, im Auto, zu Hause oder schreibst du es auf am PC oder in ein Notizbuch, oder machst du es als Sprachnachricht oder als Chat mit einer KI? Wie und wo willst du das Ergebnis festhalten, damit du es auch wiederfindest?

2. Deine Leben

Du fängst mit einem Leben an. Wie sähre das aus? Und dann kannst du, musst du aber nicht, weitere folgen lassen. Mir persönlich sind in diesem Moment so viele Versionen von mir selbst eingefallen. Diese Fragen können dir helfen:

  • Was ist dein Beruf? Wie verbringst du deine Zeit?
  • Wie sehen deine Beziehungen aus?
  • Wo lebst du? Wie sieht dein Zuhause aus?
  • Was hast du erreicht? Worauf bist du stolz?

Nimm dir hier Zeit und gehe in so viele Details wie möglich. Beschreibe nicht nur oberflächlich, sondern so, dass es auch ein fremder Mensch genau verstehen würde, was du in diesem alternativen Leben machst und was dich bewegt.

Bild mit ChatGPT generiert.

3. Analyse

Wenn du dir deine alternativen Leben anschaust, was fällt dir auf? Wo lächelst du? Was fühlst du, wenn du jedes dieser Leben betrachtest? Welche Muster wiederholen sich?

🤖 Nutze für die Analyse auch gern wieder KI und frage sie, was sie aus deinen alternativen Leben für eine Vision für dein echtes Leben ableiten würde.

„Bei mir kam heraus, dass ich in jeder Version meiner selbst nicht daran interessiert bin, Normen zu erfüllen, sondern eigentlich schon immer Normen eher setzen wollte. Ich wollte mich in jedem Univerum für Menschen einsetzen, die vom System benachteiligt werden, und ich hatte in keinem der Universen einen Schreibtischjob, sondern war immer viel auf Achse – eigentlich sehr komisch, wenn man bedenkt, dass ich gerade viel Zeit mit Schreiben (am Schreibtisch!) verbringe…

Meine Kinder mussten sich gar nicht so sehr in Paralleluniversen flüchten; die sind noch offen genug, um das einfach als eine Option zu sehen. Spannend: Videospiele und drinnen hocken kamen nicht vor. Entdecken, Forschen, Profisport, aber auch “Umweltretter” beschreiben wohl das, was viele Kinder sich von ihrer Zukunft wünschen.“

💡 Alternative: Das Format ist dir etwas zu kreativ? Dann versuche gern eine Abwandlung. Beschreibe, wie sich ein Leben entwickeln würde, wenn du genauso weitermachst wie bisher und dann als Alternative, wenn du ab jetzt dein Verhalten anpassen würdest, um mehr nach deiner Vision zu leben. Einen Versuch ist es wert, denn nur weile eine Methode nicht passt, heißt es nicht, dass es bei der nächsten wieder so ist.

Seine Vision erarbeiten zu wollen, kann mit gewissen Nebenwirkungen einhergehen. Darauf will ich noch in zwei kurzen Abschnitten eingehen.

Vielleicht hast du dich gefragt, ob man nur eine Vision haben kann? Ich würde sagen: Jein. Wir haben so viele unterschiedliche Bereiche im Leben. Es ist möglich, mehrere Visionen für die verschiedenen Bereiche zu entwickeln. Oft werden diese Visionen dann aber schnell zu Zielen oder einer Mission. Deswegen lohnt es sich, das genau zu unterscheiden. Was nochmal der Unterschied war, kannst du hier nachlesen: „Was eine Vision ist und was nicht“.

Meine Vision, dass jeder Zugang zu Bildung haben sollte, lässt sich zum Beispiel für mich persönlich auf jeden meiner Lebensbereiche übertragen. Aber ich habe auch noch andere Visionen, die sich vielleicht nur im Privaten ausleben lassen und im Beruflichen weniger Sinn ergeben.

Du  kannst also mehrere Visionen haben, die sich aber im Durchschnitt auf dein ganzes Leben anwenden lassen. Dann bist du auf dem richtigen Weg. Letztendlich  ist es deine Vision. Du bestimmst was sich richtig und für dich gut anfühlt. Und wenn dein Ziel, ein Buch zu schreiben und Autorin zu sein, sich für dich nach einer Vision anfühlt, dann ist das so. Punkt.

Wenn du dir vor Augen führst, wie du dein Leben gerne hättest, wird dir unweigerlich auffallen, wo es noch nicht so ist.

Die mitunter sehr großen Unterschiede zwischen Vision und Wirklichkeit und die damit einhergehenden Erkenntnisse und Einsichten – zum Beispiel im falschen Job zu arbeiten – können schmerzhaft sein.

🤫 Vielleicht erwische ich dich hier jetzt auch, dass du eine Übung abgebrochen oder gar nicht erst angefangen hast, weil du das schon geahnt hast. Du schiebst es auf und rückst dich noch ein wenig. Und das ist okay. Du kannst es einfach zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen. Sei liebevoll zu dir!

[Ich sollte ein Angebot einfügen, um die Visionsarbeit mit mir zu machen… Eine Session/90 min für 150€ oder so, richtig?]


Visionsarbeit funktioniert nicht mit reiner Logik. Ich für meinen Teil brauche Bilder, Emotionen und Fantasie. Es darf Spaß machen. Die beiden Übungen holten mich genau da ab – im Gefühl. Und sie zeigten mir, wie meine Vision nicht nur klingt, sondern sich anfühlt.

Studien bestätigen: Menschen mit klaren, emotional verankerten Visionen erreichen ihre Ziele häufiger und sind langfristig zufriedener:

1. Voigt (2024)
Voigt, M. (2024). An image of what I want to achieve: How visions motivate through imagery vividness, affect, and goal commitment. Current Psychology.

2. Masuda et al. (2010)
Masuda, A. D., Kane, T. D., Shoptaugh, C. F., & McGuire, J. M. (2010). The role of a vivid and challenging personal vision in goal hierarchies. Journal of Career Development, 37(2), 131–152.

3. Xin et al. (2020)
Xin, L., Guo, J., Tang, Y., & Chen, J. (2020). Career success criteria clarity as a predictor of career satisfaction: The mediating role of career goal development and the moderating role of temporal focus. Frontiers in Psychology, 11, 540.


Im nächsten Teil geht’s darum, wie du deine Vision in den Alltag überträgst.
👉 Mit einem praktischen Tool: dem Lebensrad – für kleine, aber wirksame Schritte Richtung Wunschleben.

Ideenreiche Grüße
Antonia @frauidee

Antonia Ludwig Illustration mit gelben Hoodie und Glühbirne mit Gehirnstrukturen.

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