Ein Thema, das mir in unterschiedlichsten Kontexten immer wieder begegnet: “Wie schaffe ich es mich weniger zu verzetteln?” Da stellt sich die Frage, warum es überhaupt passiert.
So viele Gespräche, mit den gleichen Fragen:
“Wie schaffe ich es dranzubleiben?”
“Warum fällt es mir so schwer, den Fokus zu halten?”
“Ich verliere mich einfach immer in meinen vielen Ideen und Projekten.”
“Irgendwie hab ich mich schon wieder verzettelt und fühle mich gestresst und überfordert.”
“Ich weiß, ehrlich gesagt nicht mehr, wo ich überhaupt anfangen soll.”
Im nächsten Atemzug höre ich die Sehnsucht, nach Struktur. Der Neid auf die scheinbare Produktivität und Zielstrebigkeit anderer.
“Ich wäre auch gern so organisiert und fokussiert, wie du.”
*Spoiler* Ich bin ein unglaublicher Chaoskopf. Du glaubst nicht, wie oft mein Mann den Kopf über mich schüttelt, weil ich wieder irgendwas vergessen habe.
In diesem Artikel werde ich darauf eingehen, was zwei Ursachen vom Verzetteln sind und was die Psychologie dazu sagt. Du willst lieber gleich konkrete Tipps? Dann lies gern hier weiter: „In 3 Schritten zu weniger Verzetteln und mehr Freiheit!“ .
Was bedeutet das überhaupt, sich zu verzetteln?
Sich zu verzetteln bedeutet dass man sich mit zu vielen Aufgaben und Projekten gleichzeitig beschäftigt.
Das heißt, dass dir folgende Dinge höchstwahrscheinlich sehr häufig passieren:
- Du lässt dich leicht ablenken
- Wichtige Aufgaben fallen runter oder du gehst sie so spät an, dass die Qualität des Ergebnisses darunter leidet. Du hast oft den Gedanken, dass du es viel besser hättest machen können.
- Du fühlst dich gestresst und überfordert, ständig hast du das Gefühl etwas Wichtiges zu vergessen.
- Du hast konstant das Gefühl, dass der Tag zu wenig Stunden hat
- Es fällt dir schwer dich zu konzentrieren.
- Du hast keine Ahnung mehr, was jetzt höchste Priorität haben sollte.
Sich verzetteln – Was sind die Ursachen?
Um diesen Thema jetzt ein wenig auf dem Grund zu gehen, möchte ich dir zwei Ursachen erläutern, die dazu führen dass du dich verzettelst.
Der erste Grund, warum du dich verzettelst, ist deine Fähigkeit deinen Fokus zu halten. In der Psychologie geht es hier um das Thema Multitasking.
Der zweite Grund, warum du dich verzettelst, ist deine Fähigkeit mit Ablenkungen umzugehen. Auch dafür gibt es in der Psychologie einen etwas abgehobenen Namen und zwar Interruptionsmanagement.
Die positive Sache daran ist dass beide Gründe auf Fähigkeiten beruhen. Fähigkeiten kann man lernen.
Nichtsdestotrotz wird sowohl die Eigenschaft den Fokus zu halten, als auch die Fähigkeit mit Ablenkung umzugehen, von deiner Persönlichkeit beeinflusst. Auf den Zusammenhang zwischen “sich verzetteln” und deiner Persönlichkeit gehe ich in einem bald erscheinenden Artikel noach mal genauer ein.
Multitasking/Fokus
Worum geht es beim Multitasking? Ich glaube, das hat jeder schon mal gehört und du bestimmt auch. Es geht darum mehrere Dinge gleichzeitig zu machen.
Und vermutlich überrascht es dich jetzt nicht mehr, zu hören, dass es so etwas wie Multitasking gar nicht gibt. Was genau beim Multitasking nämlich passiert ist, dass du sehr schnell zwischen verschiedenen Dingen hin und her wechselst. Den Scheinwerfer deiner Aufmerlsamkeit sozusagen sehr schnell von einer Sache zur nächsten schwenkst. Dabei ist es unmöglich deinen Scheinwerfer auf mehrere Dinge gleichzeitig zu werfen. Du hast nur eine Aufmerksamkeit.
Wenn du jetzt zu den Leuten gehörst, die das Gefühl haben eben sehr gut mehrere Sachen gleichzeitig machen zu können, dann bist du sehr gut darin zwischen verschiedenen Dingen hin und her zu wechseln.
Wenn du zwei Dinge tust und eine davon automatisch abläuft, wie z.B. Zähneputzen, könnte man das auch Multitasing nennen. Allerding erfordert, die automatisch ablaufende Aufgabe keine Aufmerksamkeit. Es passiert also auch hier kein „echtes“ Multitaskting.
Ich will auf zwei Punkte genauer eingehen:
Multitasking verschwendet deine Energie und Zeit. Lass es einfach bleiben.
Multitasking zieht unglaublich viel Energie. Es ist einfach anstrengend, andauernd hin und her zu hüpfen. Stell dir das allein mal bildlich vor, wenn du die ganze Zeit hin und her springen müsstest, oder oben den besagten Scheinwerfer bedienst. Du wärst ziehmlich schnell aus der Puste.
Was dabei in deinem Gehirn passiert ist Folgendes: du öffnest, ähnlich wie auf einem PC, immer mehr Programme, die parallel laufen. Der PC wird immer langsamer und streikt irgendwann komplett. Bleibt “hängen”. Letzte Option ist ein Kaltstart.
Ganz konkret, was passiert hier? Wenn du dich dauerhaft, auf diese Art und Weise, anstrengst – egal wie gut du in der eigentlichen Tätigkeit bist – dann wirst du müde. Deine Konzentration lässt nach und schlussendlich machst du Fehler, fühlst sich gestresst und wirst deinen eigenen Erwartungen nicht mehr gerecht.
Zum anderen verschwendest du deine wertvolle Zeit damit, deine Aufmerksamkeit von einem auf das andere zu lenken. Der “Weg” den deine Aufmerksamkeit jedes Mal zurücklegen muss, kostet nicht nur deine Energie, sondern auch deine Zeit. Du kannst deine Zeit wertschätzender nutzen, indem du eins nach dem anderen erledigst.
Schön und gut – Wie lässt man das jetzt bleiben?
Um das mit dem Multitasking bleiben zu lassen, und ein Verzetteln zu verhindern, kommt der zweite Grund fürs “Sich verzetteln” ins Spiel. Deine Fähigkeit mit Ablenkungen umzugehen. Was nichts anderes heißt, als dass du in der Lage bist, dich auf eine wichtige Aufgabe zu fokussieren.
Hier wird es jetzt spannend. Nicht nur wegen dem abgefahrenen Wort Interruptionsmanagement, sondern auch aufgrund der Frage:
Hast du Ablenkungen jemals als etwas betrachtet, dass du managen kannst?
Denn ich bin mir sicher, du hast schon sehr viele Zeit- und Selbstmanagementmethoden ausprobiert. Aber hast du schon mal Ablenkungsmanagement betrieben? So ganz bewusst?
Ein paar Beispiele, wie ich meine Ablenkungen manage:
- Wobei hilft mir die zu bewältigende Aufgabe? Welches Ergebnis will ich letztendlich damit erreichen? Was ist die Relevanz?
- Ich erschaffe mir Druck bzw. Deadlines, denn ich persönlich kann sehr viel besser arbeiten, wenn ich weiß, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein möchte.
- Musik. Mit Musik stelle ich den Teil von meinem Gehirn ruhig, der mir beim fokussierten Arbeiten mit Einkaufslisten und banalen Dingen, die ich noch zu tun habe, dazwischen funkt. Dieser Teil kann dann einfach Musik hören.
- Meine unmittelbare Umgebung aufräumen, damit ich nicht während des Arbeitens auf einmal auf den Trichter komme, ich müsste erst mal Ordnung schaffen.
- Und ganz wichtig: mein Handy weglegen und auf Flugmodus schalten. Ich weiß, es ist relativ offensichtlich, trotzdem gehört es für mich dazu.
- Wenn ich bestimmte Aufgaben erledige, gehe ich wenn möglich in den Vollbildschirmmodus, so dass ich nur noch das sehe woran ich auch wirklich arbeite (z.B. bei Texten).
- Und eine letzte Sache, die mir hilft: mich in eine Coworking-Situation zu begeben und mich beim Bearbeiten diese Aufgabe ständig “beobachten” lassen und nicht allein fokussiert zu arbeiten, sondern mich anstecken zu lassen. Außerdem schaue ich beim Nachdenken gerne Menschen an.
Multitasking und Ablenkung – Das ist alles?
Wenn Multitasking und Ablenkung jetzt die Gründe sind, warum du dich verzettelst, dann fragst du dich bestimmt, warum diese zwei Dinge überhaupt passieren bzw. du sie zulässt?
Warum machst du mehrere Dinge gleichzeitig, warum lässt du dich ablenken? Wenn du dazu mehr wissen willst, lies gern hier weiter “Das Ideal vom Fokus und der Disziplin” (erscheint demnächst). Das Thema ist komplex. Das gehe ich eins nach dem anderen an. Beitrag für Beitrag. Ganz im Sinne dieses Beitrags. Kein Multitasking!
Weniger Verzetteln – Mehr Struktur
Um zu verhindern, dass du dich verzettelst, ist es hilfreich, dir nach und nach ein indiviudelles System aufzubauen, dass dich dabei unterstützt Multitasking zu vermeiden und Ablenkungen zu reduzieren. Die Devise lautet mehr Monotasking und Fokus.
Was tust du aber, wenn du mittendrin steckst? Du dich schon komplett verzettelt hast? Ich habe diesen Artikel zum Anlass genommen meinen Notfallplan bei aktuer Verzettelung zu aktualisieren. Hier kannst du ihn dir herunterladen (in Arbeit).
Eine weitere Frage, die sich mir beim Schreiben gestellt hat: Sind Struktur, Fokus und Disziplin wirklich der heilige Gral? Die Lösung für alles? Dieser Frage gehe ich ebenfalls bald in einem weiterem Artikel auf den Grund.
Zum Abschluss ein Hinweis. Multitasking und Ablenkungen sind nur zwei Ursachen von Verzetteln, die ich hier beleuchtet habe. Jeder Menschen hat seine ganz eigenen Herausforderungen zu bewältigen. Nichts, was ich hier schreibe, gilt für alle. Trotzdem hoffe, ich das der ein oder andere Gedanke, dich inspiriert hat. Nimm dir alles Passende für dich mit.
Bis bald! Be ready to craft your work 🛠️
Antonia